Review für Einsteiger: Die Lanikai LU-Serie

Begonnen von Guchot, 01. Sep 2010, 13:18:46

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Guchot

Vor dem Review mein Standardsatz:
Ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt

Mir ist aufgefallen das die Reviews im Club häufig doch von recht teuren und/oder ungewöhnlichen Ukulelen handeln. Das ist für die \"alten Hasen\" die schon 47 Ukulelen haben vielleicht sehr interessant, aber der Einsteiger kauft sich wohl eher selten eine Glyph, Mya-Moe oder ähnliches. Deswegen habe ich mir gedacht ich schreibe mal etwas ausführlicher über eine Serie die gerne als Anfängermodel empfohlen wird, nämlich die

Lanikai LU Serie

Aktuell steht mir eine Lanikai LU-21CE zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um eine Konzert-Ukulele. Ich hatte aber auch schon eine LU-21TE. Die Erfahrung mit beiden Ukulelen sind eigentlich identisch, so dass ich denke es ist legitim davon auszugehen das die Sopran- und Baritonmodelle sich nicht gravierend davon unterscheiden.

Etwas Hintergrund zu den Lanikais... Die Lanikai-Serie wird von der Firma Hohner vertrieben. Hierbei handelt es sich um eine alteingesessene deutsche Firma, die neben Ukulelen noch viele andere Musikinstrumente wie Gitarren, Mundharmonikas, Akkordeons, Blockflöten usw. vertreibt. Auch wenn Hohner die Ukulelen in China fertigen läßt (was übrigens auf geschätze 90% aller bezahlbaren Ukulelen zutrifft) so hat Hohner doch einen gewissen Namen und Qualitätsanspruch im Musikgeschäft, dem die Ukulelen entsprechen müssen.

Die Lanika Ukulelen gibt es in verschiedenen Serien, die LU, die Spruce-Serie (massive Fichtendecke), die Curly Koa und die Flamed Maple Serie. In diesem Bericht ist ausschließlich von der (presiwertesten) LU-Serie die Rede. Über den Rest kann ich mangels eigener Erfahrung nichts sagen.

Die LU-Serie gibt es in einer riesigen Auswahl. Die Größen gehen von Sopran bis Bariton, mit Tonabnehmer und ohne, sowie als 6- und 8-saitige Version. Die Preise fangen bei 59,- Euro für die LU-11 an und hören bei 289,- Euro für die LU-8E auf. Die hier ausführlich getestetet LU-21CE kostet z.Zt. 149,- Euro (alle Preise lt. Musikhaus Thomann, Stand 30.08.2010).

Alle Lanikai LU sind Laminat-Ukulelen aus Nato-Holz. Dieses Holz ist Mahagonie sehr ähnlich und wird gerne für relativ günstige Instrumente benutzt. Mehr Infos dazu hier bei Wikipedia. Der Hals ist aus Nato Massivholz, Griffbrett und Steg aus Palisander. Als Mechaniken kommen verchromte, geschlossene, übersetze Mechaniken zum Einsatz. Die Konzertversion hat 18 Bünde (Sopran 12, Tenor und Bariton ebenfalls 18 ).

Optik:
Die Lanikais kommen mit einer schlichten, unaufdringlichen Optik daher. Das Finish ist matt und erinnert aufgrund der Holzwahl natürlich an Mahagonie. Alle Lanikai kommen mit einem weißen Binding an Decke und Boden daher. Die Kopfplatte wirkt elegant und nicht überdimensioniert. Ob der große goldfarbene Schriftzug \"Lanikai\" sein muß, ist Geschmackssache. Mir persönlich war die Optik der Lanikais immer etwas zu langweilig, aber es gibt ja genügend Leute die das schlichte lieber mögen.

Verarbeitung, Haptik und Handling
Anders als bei vielen anderen Einsteigermodellen, hat man bei der Lanikai nie das Gefühl ein billiges Instrument in der Hand zu haben. Die Lanikai macht einen durchaus wertigen und stabilen Eindruck. Die Bundstäbchen sind sauber abgerichtet, die Intonation stimmt. Verarbeitungsmängel kann ich bei meinem momentanen Exemplar nicht erkennen. Die gewinkelten Mechaniken tun ihren Job äußerst zufriedenstellend. Leichtgängig und Stimmstabil. Die Saitenlage ist wie häufig ein wenig zu hoch, aber durchaus akzeptabel, auch für Anfänger. Da eine Stegeinlage Verwendung findet läßt sich die Saitenlage aber relativ einfach noch etwas absenken. Auch am Sattel könnte die Saitenlage noch etwas flacher sein, ist aber durchaus OK (Hinweis: Es ist bei Zupfinstrumenten die in Serie hergestellt werden durchaus üblich die Saitenlage sicheheitshalber lieber etwas höher als etwas zu niedrig einzustellen, da bei zu niedriger Saitenlage die Saiten schnell anfangen zu schnarren wenn jemand einen härteren Anschlag hat). Bei den Saiten kann die Lanikai auch direkt punkten. Es sind hier hochwertige Aquila-Saiten aufgezogen, so dass der erste Saitenwechsel getrost noch etwas in die Zukunft verschoben werden kann. In der Preisklasse in der die Lanikais sich bewegen, kann man das durchaus einmal erwähnen da ein Saitensatz auch gerne mal mit 10,- Euro zu Buche schlägt.

Pickup
Die Lanikais gibt es sowohl mit als auch ohne Pickup. Laut Herstellerseite handelt es sich dabei um einen Shadow JW2. Dies kann aber variieren wenn es sich um eine Ukulele handelt die schon ein paar Tage beim Händler steht. Alle Lanikais verfügen aber über aktive Tonabnehmer, was den Anschluß an verschiedene Verstärker vereinfacht. Bei meiner alten Tenor war es übrigens so das die Steuereinheit im oberen Teil der Zargen eingebaut war. Dies hatte zur Folge das man die Kabel die vom Tonabnehmer zu Regler führten durch das Schalloch immer sehen konnte. Bei der aktuellen Konzert-Version die ich habe, ist der Regler im unteren Zargebereich angebracht und die Kabel sind nicht zu sehen. Optisch ein Pluspunkt. Zum verstärkten Klang kann ich nicht viel sagen, da ich zum einen nur einen kleinen Brüllwürfel habe und zum anderen der Pickup bei meiner aktuellen Ukulele defekt ist (als B-Ware gekauft, da ich keinen Pick-Up benötige).

Klang und Bespielbarkeit
Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten, halte ich gerade bei einer Anfängerukulele die Bespielbarkeit für wichtiger als einen ausgefeilten Klang. Die Lanikai kann allerdings in beiden Kategorien punkten. Die vernünftige Saitenlage in Verbindung mit dem sauberen Griffbrett und den Aquila-Saiten führt zu einem wirklich guten Spielgefühl. Die Bundmarkierungen im 5., 7., 10. und 12. Bund erleichtern hierbei die Orientierung. Der Klang geht für eine Laminat-Ukulele auch durchaus in Ordnung. Leicht baßlastig, aber nicht dumpf. Die Lautstärke geht auch OK für eine Laminatukulele.

Fazit[/B]
Die Lanikai LU-Serie ist ein wirklich preiswerter Einstieg in die Ukuelelenwelt. Verarbeitung, Klang und Haptik stimmen und liegen über dem, was man für diesen Preis erwartet. Anders als bei den ganz billigen Ukulelen, kann man die Lanikai eine lange Zeit spielen bis man an deren Grenzen stößt. Man sollte sich allerdings genau überlegen ob man den PickUp wirklich braucht, da dieser bei der Konzertversion einen Preisunterschied von immerhin 60,- Euro ausmacht (89,- zu 149,- Euro)

Pluspunkte:
+ in allen Größen erhältlich
+ übersetzte Mechaniken (jaja, ich weiß, häßliche Ohren... Aber übersetzte lassen sich nunmal einfacher stimmen als gerade, unübersetzte Mechaniken und ich bin der Meinung ein Anfänger hat schon Probleme genug, der muß sich nicht auch noch mit dem Stimmen rumärgern)
+ Verarbeitung
+ Klang und Bespielbarkeit
+ Aquila Saiten

Minuspunkte:
- Laminat
- Pickup-Version deutlich teurer
- Saitenlage etwas verbesserungswürdig



P.S: Wie gesagt ist dieses Review speziell für Einsteiger gedacht. Würde mich freuen wenn ich dazu etwas Feedback bekommen könnte ob das OK ist oder was wichtiges fehlt. Bei interesse kann ich so ein Review auch noch für die Flea machen, die geht ja auch grad noch so als Anfängerinstrument durch ;)

Cinque

Sehr schöner, ausführlicher und informativer Bericht. Vielen Dank dafür!

aGain

Danke Guchot,

für Einsteiger genau richtig :)

Ollie75

Hi Guchot

Klasse Bericht, sehr informativ und überhaupt find ich deine Reviews immer lesenswert!

Da ich momentan auf der suche nach einer \"Wald und Wiesen\" Ukulele bin,
hift dein bericht mir vielleicht bei der entscheidung....

Danke
LG Oliver

kurt

Meine erste war eine LU pineapple und ich kann mich dem verehrten Guchot nur voll anschließen !

DoubleA

#5
Hi, hab mir gestern meine erste Uke gekauft eine LU 21 Sopran, kann die Ausführungen von Guchot nur bestätigen.
Die Seitenlage kommt mir auch etwas hoch vor, aber ich komme damit als Einsteiger gut zurecht.

Das Instrument hat keine Verarbeitungsfehler, kling für die Preisklasse wirklich gut und die Intonation ist vollkommen stimmig, ich habe das mit einen Clip on Stimmgerät überprüft und im 12 Bund zeigt mir das Gerät einzig auf der \"C\" Seite eine leicht Erhöhung an, die anderen Seite liegen genau im Ton, also kann es wohl kaum am Instrument liegen, TOP.

Zitat von: GuchotAlle Lanikai kommen mit einem weißen Binding an Decke und Boden daher.

Kleine Korrektur als Info für Einsteiger:
Die günstigste, also die LU 11 hat kein Binding.

Gruß
Double A

Guchot

Mal ein kleines Update.. Ich hab die Lanikai erst 3 Monate und in der Zeit nicht wirklich viel darauf gespielt. Trotzdem habe ich gestern gesehen das sich der Hals komplett vom Korpus gelöst hat und nur noch am Griffbrett hängt. Ein Fall für den Gitarrenbauer. Ich hab die zwar als B-Ware gekauft, aber mit dem Hinweis auf nen defekten Tonabnehmer, nicht auf nen Hals der abgeht :(